Technik

Foto: Klaus Helmer (2010)
Zu meiner Fotografietechnik gibt es im Grunde nicht viel zu berichten.
Einen künstlerischen Anspruch an meine Bilder habe ich ausdrücklich nicht. Es geht mir vielmehr um die Dokumentation des jeweiligen Motivs und da zählt für mich in erster Linie, das Motiv möglichst gut (= optisch scharf und in Ansehung der vorherrschenden Lichtsituation gut belichtet) in seiner natürlichen Umgebung abzulichten.
Zur Ausrüstung:
Über 30 Jahre habe ich ausschließlich mit dem EOS-System von Canon gearbeitet. Zuerst mit analogen Spiegelreflexkameras auf Diafilm, dann mit digitalen Spiegelreflexkameras und schlussendlich mit spiegellosen Vollformatkameras, von denen ich bis Herbst 2025 zwei Stück (R5) im Einsatz hatte. Die Canon EOS R5 weiss mich auch heute noch rundum zu begeistern. Anders allerdings die Auswahl an Teleobjektiven im Canon RF-System. Hier habe ich lange Jahre vergeblich auf eine für meine Bedarfe passende Linse gewartet. Mit dem RF 100-500mm f7,1 L IS USM konnte ich richtig warm werden - oben zu kurz und zu dunkel. Eine Alternative von Canon gab es lange nicht. Das später erschienene RF 200-800mm als noch lichtschwächere Linse kam erst gar nicht in Betracht, Fremdhersteller hält Canon im RF-System effektiv außen vor.
Wenn man so lange einem System "treu" geblieben und Bedienung einem auch in Fleisch und Blut übergangenen ist, fällt bereits der Gedanke an einen Wechsel schwer. Von den damit verbundenen wirtschaftlichen Verlusten ganz zu schweigen - das sind höhere, fünfstellige Beträge. So habe ich Canon im Frühjahr 2025 eine letzte Chance gegeben und nach viel gedanklichem Hin- und Her und langer Befassung mit allem, was ich dazu finden konnte, das Canon RF 100-300mm F2.8L IS USM gekauft. In Verbindung mit dem RF 2,0x Extender sollte so endlich das lange gewünschte RF 5,6/200-600mm entstehen. Doch ich hätte es besser wissen müssen: Wer ein Objektiv kauft, um es ständig mit Extender zu betreiben, kauft das falsche Objektiv. Diese alte Weisheit musste ich natürlich ignorieren und so war die Enttäuschung auch vorprogrammiert. Entgegen allen Berichten war die optische Qualität gar nicht mal das Problem, aber mit meiner R5 sank die Trefferquote bei dieser Kombi exponentiell. Ein No Go. Und dazu noch ein sehr teures und sehr schweres No Go. Denn das war der weitere Aspekt, den ich mir anders vorgestellt hatte: Das Gewicht und Handling. Kurz zusammengefasst: Es war sehr schnell klar, dass ich damit nicht glücklich werden würde.
So habe ich mich nach Alternativen umgeschaut: Nikon Z8 mit 180-600mm? Ohne Zweifel eine sehr gute Kamera, relativ günstig, aber in der Gesamtkombination noch schwerer als eine R5 mit RF 100-500mm. Eine Sony A1 II mit dem 200-600mm? Vom AF-Tracking der vermutlich die beste Wahl, leicht, aber auch sehr teuer und vor allem: seinerzeit nicht lieferbar. Und beides Vollformat, wie schon meine Canon-Ausrüstung. Dann war da noch Olympus, bzw. heute OM-System. Ich habe dem mFT-System lange Zeit keine Beachtung geschenkt. Historisch gesehen auch zu Recht, denn der kleine mFT-Sensor ist gegenüber einem KB-Sensor allein durch die geringere Größe in einigen für mich entscheidenden Punkten im Nachteil.
Aber es hat sich in den letzten paar Jahren einiges getan in der der Sensortechnologie und vor allem hinsichtlich der Möglichkeiten, das im Vergleich zu Kleinbild deutlich schlechtere Rauschverhalten bei mFT mittels Software und KI nahezu auf das Niveau eines mit einem KB-Sensor aufgenommenen Bildes zu bringen. Nachdem ich einige mit einer OM-System OM-1 Mark II gemachte Bilder im Netz gesehen habe, war mein Interesse geweckt.
Zudem hatte Olympus/OM-System vor wenigen Jahren mit einem Objektiv auf sich aufmerksam gemacht, das mir schon seinerzeit wie die Erfüllung aller Träume eines Naturfotografen erschien: Das M.Zuiko Digital ED 150-400mm F4.5 TC1.25X IS PRO. Hätte ich mir die Entwicklung eines Teleobjektivs wünschen können, dann wäre ziemlich exakt das M.Zuiko Digital ED 150-400mm F4.5 TC1.25X IS PRO dabei heraus gekommen. Verhältnismäßig leicht und kompakt, verhältnismäßig lichtstark, idealer Brennweitenbereich inkl. Telemacro, optisch überragende Qualität, leistungsstarker und leiser AF, leistungsstarker und leiser optischer Bildstabilisator und als "Schmankerl" noch einen eingebauten Telekonverter.
Ausgehend davon, dass das Objektiv das Bild macht und ebenso, dass Kameras kommen und gehen, während (gute) Objektive bleiben, war es das M.Zuiko Digital ED 150-400mm F4.5 TC1.25X IS PRO, das mir den Weg geebnet hat in das mFT System. Durch eine sehr geschätzte Leihgabe eines Freundes konnte ich genau diese Linse mit der aktuellen OM-1 Mark II eine Woche lang in der Praxis testen und mich überzeugen lassen. Kurz gesagt: Das Objektiv war und ist für mich die eierlegende Wollmilchsau. Die "Nachteile" des mFT-Systems wiegen in Summe für mich nicht so schwer, als dass es daran hätte scheitern sollen.
So begleitet mich auf Spazier- und Erkundungsgängen sowie auf der Pirsch seit Mitte 2025 ein M.Zuiko Digital ED 150-400mm F4.5 TC1.25X IS PRO an einer OM-System OM-1 Mark II. Damit habe ich endlich die aus meiner Sicht optimale Kombination aus Brennweite und Lichtstärke gefunden, zumal das Objektiv auch, btw. trotz Konverter eine Qualität liefert, die ich bislang nur von meiner 600mm Festbrennweite kenne. Und: Ich habe eine Kombination gefunden, die meiner gesundheitlichen Situation Rechnung trägt und mir die Freude an der Fotografie zurück gebracht hat.
Ob und wenn wie lange ich das nach wie vor optisch überragend Canon EF 600mm f4,0 L IS II ISM behalte, ist bislang noch nicht entscheiden. Das Croppotential von 45MP möchte ich nur ungern verlieren. Aber die Schlepperei der Linse nebst Unterbau steht einem weiteren Einsatz schon deutlich entgegen.
Für die Macrofotografie, die mir einen wunderbaren Wiedereinstieg in die Fotografie ermöglicht hat, habe ich bevorzugt ein Lupenobjektiv (Canon MP-E 65mm f2,8) an einer Vollformat-DSLR verwendet. Je nach Motiv und Fluchtdistanz kam in den Anfangstagen aber auch ein 180er Macro von Tamron, gefolgt von einem 100er Macro von Canon, zum Einsatz. Mit einem stabilen Dreibein zu arbeiten ist in der Macrofotografie fast stets unumgänglich, auch wenn man sich eines Zangenblitzes bedient. Wichtig ist bei der Wahl des Statives auch, dass es sich möglichst niedrig einstellen lässt, denn die Motive sind zumeist bodennah zu finden. Ein Einstellschlitten ist ebenso wie ein Fernauslöser ein sehr hilfreiches Zubehör, wenn man bodennah arbeitet. Der gute alte Winkelsucher hat bei mir ausgedient, die Verrenkungen des Halses erspart mir heute ein dreh- und schwenkbares Klappdisplay.
Zur Fotografie an sich:
Allgemein lehne ich konstruierte/manipulierte Aufnahmesituationen strikt ab, in der EBV verbleiben genügend Möglichkeiten, das Motiv zu optimieren. Eine Ausnahme bildet gewissermaßen die Fotografie von Singvögeln an den (bei uns ganzjährig betriebenen) Futterstellen, die ich mittlerweile so gestaltet habe, dass auch fotografisch ansprechende Anflugobjekte wie z.B. alte und morsche Wurzelblöcke vorhanden sind.
Die in meinen Anfängen in der Tierfotografie überwiegend betriebene Pirsch spielt mittlerweile im Rahmen meiner Art zu fotografieren nur noch eine untergeordnete, zumeist vorbereitende Rolle. Anders als noch vor einigen Jahren nutze ich die Pirsch heute überwiegend um das jeweilige Revier besser kennen zu lernen und um aus den Gegebenheiten und Spuren der Tiere Ansätze für einen vielleicht erfolgversprechenden Ansitzort abzuleiten.
In den ersten Jahren habe ich auf der Pirsch bevorzugt ein schweres Teleobjektiv (Sigma 500mm / Canon 500mm / Canon 600mm) auf einem auf Kniehöhe ausgefahrenes Einbeinstativ (über der Schulter) mit mir geführt. Diese Arbeitsweise kommt für mich jedoch heute - nach vier Bandscheibenvorfällen - nicht mehr in Betracht. Das Gewicht dieser Kombi ist alles andere als rückenfreundlich und hat mir bei längeren Touren schon einiges an Leidensfähigkeit abverlangt. Zudem ist man mit dieser Kombi doch recht schwerfällig und das Absetzen und Anvisieren erfordert/bedingt im entscheidenden Moment oft zu viel Bewegung und löst bei vielen Tieren den Fluchtinstinkt aus. Von daher musste ich vor einiger Zeit meine Vorgehensweise umstellen und bin nach diversen Versuchen nunmehr beim dem oben schon erwähnten Kombination aus M.Zuiko Digital ED 150-400mm F4.5 TC1.25X IS PRO mit einer OM-System OM-1 Mark II gelandet.
Nach wie vor reizt mich die Pirsch aber sehr, da mir auf diese Art und Weise schon so manches Motiv "vor die Linse gesprungen" ist. Sich soweit irgend möglich von den Bewohnern von Feld und Wald unbemerkt zu bewegen ist sehr anspruchsvoll, spannend und auch anstrengend. Aber es hat mir auch schon so manches unvergessliche Erlebnis beschert. Wichtig ist in jedem Fall, sich möglichst geräuschlos zu bewegen (dabei spielt die Kleidung eine große Rolle), stets aufmerksam auf Geräusche und Bewegungen und vor allem auf die Windrichtung zu achten.
Wo und wann immer möglich, entstehen meine Bilder heute jedoch aus der Situation des Ansitzes heraus. Leider bereitet die Ansitzfotografie in den hiesigen Breiten nach wie vor insofern Schwierigkeiten, als dass man ausserhalb privaten, umfriedeten Grundes praktisch kaum ein Tarnzelt längere Zeit stehen lassen kann. D.h. hier - wie aber auch auf der Pirsch - ist dann Tarnkleidung, ggf. auch mal ein Tarnumhang hilfreich. Für die erfolgreiche Ansitzfotografie bedarf es viel, sehr viel Geduld und einer ununterbrochenen Aufmerksamkeit. Denn je früher man ein sich näherndes Tier wahrnimmt, desto größer sind die Chancen, zumindest technisch fehlerfreie Bilder zu machen und den "besten Moment" zu erwischen.
Sofern es meine Fitness erlaubt ringe ich mich dazu durch, so rechtzeitig aufzustehen, dass ich mit dem Sonnenaufgang an der jeweiligen location bin und so das beste Licht nutzen kann. Alternativ nutze ich das Abendlicht, je nach der mir zur Verfügung stehenden Zeit und natürlich in Abhängigkeit von den örtlichen Gegebenheiten. Im Sommer kann auch das geschlossene Blätterdach des Waldes trotz brennender Mittagssonne für ausreichend indirektes Licht sorgen, sodass auch zu dieser an sich ungeeigneten Tageszeit noch vom Licht her ansprechende Bilder möglich sind. Zudem fallen unter dem Blätterdach die sonst bei prallem Sonnenlicht entstehenden Luftverwirbelungen, die schon viele an sich gute Bilder unbrauchbar haben werden lassen, nicht ins Gewicht.
Egal ob Ansitz oder Pirsch, es ist absolute Selbstverständlichkeit für mich, Pflanzen und Tiere so wenig wie irgend möglich zu stören (im Zweifel also auf ein Bild zu verzichten) und die location so zu hinterlassen, als wäre ich niemals dort gewesen.
Wenngleich bei der Fokussierung die heutige Technik dankenswerterweise ein beachtliches Niveau erreicht hat und für anspruchsvolle (Action-)Aufnahmen unverzichtbar ist, so verzichte ich heute weit überwiegend auf den Einsatz von Belichtungsautomatiken. Wenn überhaupt kommt ohnehin nur die Zeitautomatik zu Einsatz. Ob die vergleichsweise neue ISO-Automatik moderner Kameras zukünftig die Zeitautomatik ablösen oder stärker unterstützen wird bleibt abzuwarten. Aber bei konstanten Lichtverhältnissen hat sich die gute, alte manuelle Belichtung - insbesondere bei der Vogelfotografie - bei mir durchweg bewährt.
Damit ist das Hauptmotiv in aller Regel optimal belichtet, bzw. kann in der EBV optimal ausbelichtet werden. Änderungen im Bildhintergrund (insbesondere der bei Flugaufnahmen häufige Wechsel von Wasser oder Land zum Himmel), die sonst massiv Einfluss auf das Ergebnis der Belichtungsmessung und -automatik nehmen, bleiben dabei aussen vor und es sind Bildreihen mit absolut identischer Belichtung möglich. Heute muss man mit einer DSLM nicht einmal mehr stets im Hinterkopf haben, ab und an die Belichtung zu prüfen, bzw. bei wechselhaften Lichtverhältnissen (Wechsel aus Wolken und blauem Himmel) anzupassen - man sieht ja permanent im Sucher, ob die Belichtung stimmt. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, den ich nicht mehr missen möchte!